Antlers on the Moon - A trip to the past
The Antlers – Hospice (2009)
Cover: © Zan Goodman / Frenchkiss Records / via Bandcamp
The Antlers, Hospice
Wie ihr wisst, versuche ich Reisen in die emotionale Vergangenheit weitestgehend zu vermeiden. Sie sind schön, schön schmerzhaft und können das Boot leicht zum Kentern bringen. Deswegen gilt die klassische Überlebensdevise "Don't rock the boat", wobei mit Boot hier das Chaos gemeint ist, was am ehesten meiner momentanen Gefühlslage entspricht. Dennoch passiert es manchmal, dass ich da so unbewusst, versehentlich, ungewollt und zufällig reinschlittere. So auch am Freitagabend. Tagsüber noch spazieren gewesen, dabei Grizzly Bear über Spotify gehört. Irgendwann war das Album zu Ende und dann folgen die Songs, die dir Spotify frecherweise aus deinen passenden Setlists zusammenwürfelt.
Tendenziell ist das nicht schlecht. Diesmal blieb ich aber an einem von mir vergötterten Album hängen, das ich seit vielen Jahren nicht mehr gehört hatte: The Antlers, Hospice. The Antlers waren ursprünglich ein Soloprojekt von Peter Silberman aus Brooklyn, haben sich ab dem Album Hospice (2009) als Trio etabliert. Hospice war ihr Durchbruch und gilt inzwischen als moderner Indie-Klassiker. Hospice ist düster, emotional – eine metaphorische Geschichte über eine toxische Beziehung, erzählt durch das Bild eines todkranken Patienten in einem Hospiz. Und das Ganze mit einer Mischung aus Shoegaze und Chamber Pop. Dieser langsame Aufbau, das Leise, das ausufert, sehr zerbrechlich und zugleich riesengroß im Sound. Ein Meisterwerk der Traurigkeit. Hospice trifft mich. Alles daran schreit „Ich hab was erlebt, ich halt das kaum aus, aber ich muss es erzählen.“ Und das ist genau mein Ding.
Ich hörte es am selben Abend laut über die Stereoanlage bei Kerzenlicht und ließ den Tränen freien Lauf, die komplette Scheibe lang - Katharsis. Dass der Titel von Hospiz spricht, ist Zufall. So auch die Trauer der Songs allgemein.
Man on the Moon (1999)
Filmplakat: © Universal Pictures / via IMDb
Man on the Moon
An Ostern sprachen wir bei Freunden über vielseitige Schauspieler von einst, die wir gut fanden und kamen auf Jim Carrey zu sprechen. Ich habe die Filme von Jim Carrey immer geliebt. Einer erwähnte diesen seiner Filme und mir fiel er da überhaupt erst wieder ein. Ich hatte ihn bis dahin völlig vergessen. Oder verdrängt. Ich habe Man on the Moon damals, vor über 20 Jahren gesehen. Ich konnte mich nur noch daran erinnern, dass ich ihn gut fand, dass es um einen Comedian ging, mehr nicht. Also beschloss ich ihn zu sehen. Und nun wird mir bewusst, dass er an Lungenkrebs stirbt und all seine Freunde kommen am Ende zusammen. Was ist das für ein verrückter Zufall? Dass ich ausgerechnet diesen Film heute Abend gesehen habe?
Ich habe geweint, zum zweiten Mal an diesem Abend. Eine geliebte Band und einen geliebten Film an einem Abend für sich wiederzuentdecken, ist vielleicht doch zu viel des Guten.
♪ If you believe, they put a man on the moon... ♪
Tony Mancini-Clifton
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