Das Buch überhaupt
Und täglich grüßt das Murmeltier… 4:32 Uhr war mir dann doch zu früh. Also habe ich mich anderthalb Stunden gewälzt und gewälzt. Soll ja auch was bringen. Also das im Bett-liegen-bleiben. Besser liegen und ruhen als aufstehen und stressen. Nur stresst das Kopfkino dann halt. Immer wieder im Kreis drehen, dieselben Fragen. Ich würde ja auch gerne planen, Pläne für die Zukunft machen, so wie andere. Aber das hat jetzt ne ganz andere Qualität bekommen.
Beispiel: Ich buche gerade Flüge. Überall hin. Nach Spanien, Italien, Irland, Norwegen, Finnland und wohin auch immer. Ganz ohne schlechtes Gewissen dem Klima gegenüber. Das hat mir einen Freifahrtschein gegeben, ist gar nicht sauer auf mich. Meinte zu mir: Giancarlo, olle Socke, du darfst das. Dein ökologischer Fußabdruck ist jetzt nun wirklich nicht dein Problem. Das überlass mal schön den anderen Klimaschweinen. Und ich so: Na gut, liebes Klima, dann scheiß’ ich drauf und buch’ jetze meinen Flug nach Australien.
Und als ich so auf Skyscanner gucke, merke ich, dass ich erstmal herausfinden muss, ob es Flüge gibt, die man noch auf den letzten Drücker stornieren kann. Aus gesundheitlichen Gründen. Damit die 1.260€, die Qatar Airways von mir möchte, nicht komplett flöten gehen, wenn der Motherfucker in mir plötzlich doch wieder wütet und ich am Morphiumtropf hängen sollte. Man kann ja nie wissen. Solche Gedanken rattern einem so durch den Kopf, wenn man um 4:34 im Bett liegt. Um die Nacht zum Tag zu machen, reichen zwei Minuten.
Dafür kann ich jetzt so richtig in buddhistischer Manier im Hier und Jetzt leben – so von wegen carpe diem – und einfach nur den Tag „genießen“. Bei einem Latte Macchiato im Lieblingscafé auf dem Sonnendeck sitzen, die strahlenden Leute vorm Fenster beobachten und gedanklich mitmachen beim Austausch der Pheromone, vom Testosteron und Östrogen gesteuerte Liebesbotschaften aussenden, das Dopamin schießt einem ein Lächeln ins Gesicht, das Oxytocin macht den Rest. Zack, Emotionen des Glücks. Bäng. Geil. Mega.
Nein, keine Sorge. Ich behalte den Blick brav auf dem vor mir liegenden Werk, wenn das Buch denn spannend oder schön oder mind-opening oder belustigend wäre. Aber auch das Lesen bringt mir zurzeit keine uneingeschränkte Freude. Es ist zäh, die Zeilen verschwimmen vor meinen Augen, die Prosa mühselig zu verinnerlichen. My mind is cluttered with mental debris.
Auch erreichen Schreibende mich derzeit weniger leicht. Ihre Gedanken sind spröde. Oder schlimmer: belanglos. Ihre Charaktere langweilen mich. Their stories lack poetry. Womöglich ist es Zufall und ich lese einfach die falschen Bücher. Oder aber mein Unterbewusstsein lenkt mich und will mir sagen: vergeude deine Zeit nicht mehr mit schlecht geschriebener Literatur. Lies nur noch auserwählte Bücher, die du noch nicht kennst. Oder lies die Bücher noch einmal, die dir am Herzen lagen, denn diese angelesenen Erinnerungen möchtest du mit ins Krematorium nehmen.
Was denkt ihr? Hinterlasst mir bitte einen Kommentar und nennt mir zwei Bücher (keine Sachliteratur, bitte!). Eines, das ihr NOCH NICHT kennt, aber unbedingt lesen würdet. Und eines, das ihr aus allen existierenden WIEDER lesen würdet – weil es euch so viel bedeutet, dass ihr es mir ans Herz legen wollt. Also DAS Buch überhaupt.
Die einstige Leseratte-gone-fat
Victor Rémy Ratatouille Mancini
Ich muss nochmal überlegen. Und vlt korrigieren. Aber: 1. Miranda July, auf allen Vieren
AntwortenLöschen2. Marlen Haushofer, Die Wand
Eines das ich noch nicht gelesen habe: "The Denial of Death" von Ernest Becker.
AntwortenLöschenEines was ich wieder lesen würde: "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Márquez
Eines Tages hätt ich gern Zeit und Muße für Arno Schmidts "Zettel's Traum".
AntwortenLöschenWieder lesen, den Sehnsuchtsort meiner Kindheit: "Die rote Zora"
Was ich tatsächlich immer wieder lese, Kurzgeschichte von Ch. Bukowski: "Animal's crackers in my soup"
https://bukowskiforum.com/threads/pix-vol-4-no-8-july-1972-animal-crackers-in-my-soup.11475/
Noch anstehend: Stig Dagerman - Gebranntes Kind
AntwortenLöschenEines der Bücher überhaupt: Herman Melville - Bartleby the Scrivener
1. Giancarlo Pugliese:
AntwortenLöschen"Bloss weg" 😄
2. Charlotte Kerner: "Kopflos: Roman um ein wissenschaftliches Experiment"
Regards.
B.