Constrictor
Sonntagsgedanken
Ich wache mit einem komischen Druckgefühl in der linken Brust auf und denke sofort, dass was nicht in Ordnung ist. Vielleicht ist es das auch nicht. Wer weiß? Bin ja kein Arzt. Bekomm’ es auch nicht raus, selbst wenn ich wollte. Wie denn? Das ist die Ungewissheit eines zum Tode Verurteilten. So geht’s mir jeden Tag. Was soll ich machen? Die Macht über mein Leben liegt nicht mehr in meiner Hand.
Der nächste Gedanke im Anschluss ist immer derselbe: Schreiben! Schnell den Roman aufmachen und weiterschreiben, egal wie viel Uhr es ist oder was sonst ansteht. Panik! Was, wenn das ganze Gelaber vom Freitag, von wegen 34+ Monate und schöne Monate dazu, relativ schmerzfrei und gefüllt mit Lebensfreude, nur leeres Gerede war. Am Ende bleiben mir vielleicht doch nur ein paar Monate und dann fängt der Verfall an. Doch Chemo, Bestrahlung, Morphium und der ganze Schlamassel?! Scheiße, ich muss schreiben. Keine Zeit zu verlieren. Das ist mein Headfuck, every day.
Willkommen an meinem Sonntag! Ich wollte euch den euren nicht vermasseln, aber ich kann’s nicht lassen.
Victor Constrictor
P.S. Falls ihr euch fragt, was es mit dem Grapefruitsaft auf sich hat: Er ist mein Kryptonit. Ein Schluck davon zusammen mit meinem Krebsmedikament – und zack, Game Over! Natürlich übertrieben. Laut Packungsbeilage verstärkt er aber die Nebenwirkungen. Die Ärztin meinte zwar, es sei nicht so tragisch, aber hey, sie muss das Zeug ja auch nicht nehmen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen