Hannibal Lecter und Francine
Gestern war ich im MVZ, Zentrum für Strahlentherapie im Vivantes Klinikum Friedrichshain. Eine sehöne Frau mit toller Stimme (I've always been a sucker for great voices - das war immer mein Traum - eines Tages mit einer Frau zusammen zu leben, deren Stimme wie Balsam für mein Wesen ist!) legte eine Knetmasse, die nach Brotteig roch, auf mein Gesicht, bevor sie mich in die CT-Röhre schob. Das soll zur Vorbereitung dienen, wenn es nächste Woche mit der Bestrahlung meines HIrns losgeht. Massive Ladungen werden auf meinen besten Freund abgefeuert, um den Haupttumor, der in meinem Hirn sein Unwesen treibt, zu beseitigen oder wenigstens zu reduzieren. Auch dem Ödem, das auf meinen Sehnerv drückt, weshalb ich nicht mehr richtig sehen kann und die ganzen Rechtschreib- und sonstigen Fehler hier leider nicht vermeiden kann, soll der Garaus gemacht werden.
Was die Kollateralschäden anbelangt - it's freaking me out. Ich habe echt Panik davor. Was, wenn viel mehr vernichtet wird als nur nur die korrumpierten Zellen, die beschlossen haben, mich zu zerstören? Was, wenn meine Erinnerungen mit verbrannt werden? Was, wenn mein Humor vernichtet wird? Was, wenn ich keiner Empathie mehr fähig bin? Früher konnte ich gefühlt Bäume ausreißen - heute bin ich bereits jetzt nur noch ein Schatten meiner Selbst, ein reduziertes Etwas, das sich nicht mal mehr alleine die Schuhe binden kann, ohne sich mit den Schnürsenkeln zu verheddern. Genug gejammert für heute. Bringt ja nichts. Ignoriert die Beiträge einfach, die euch zu sehr runterziehen. Tut mir leid!
Zum Abschluas noch eine lustige Anekdote: Als ich den Tag zuvor zum Vorgespräch im MVZ war, bat mich die Frau an der Anmeldung, einen Anamnesebogen auszufüllen. Weil ich nicht mehr unbeschwert lesen kann, half sie mir beim Ausfüllen. Die ersten Fragen waren noch unkompliziert: Allergien, Diabetes, Bluter, Größe, Gewicht. Alkohol? Ja. Was? Bier, Wein. Viel? Schon vorher selten, jetzt gar nicht mehr. Rauchen? Keine Zigaretten. Immer nur gekifft. Immer noch? Nein. Sexualtrieb verändert? Ich habe natürlich keine Gelegenheit, es auszuprobieren. Welch dumme Antwort! Als ob die fehlende Gelegenheit, mit einer Frau zu schlafen, etwas damit zu tun hat. Masturbation geht ja auch so. Dennoch musste ich gesetehen, dass ich seit der alles verändernden Nachricht keine Lust mehr empfinde. Als ich also von Francine den Teig ins Gesicht geschmiert bekommen habe, fühlte ich sexual arousal. Mit einer Errektion lag ich im CT :-) Ich möchte Francine an dieser Stelle dafür danken, dass ich mich selbst für einen Augenblick nochmal als sexuelles Wesen wahrnehmen dufte.
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