Endstadium
Ich habe in den letzten Tagen verwirrende und teilweise aufwühlende Nachrichten erhalten. Nach längerer Reflexion bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es eventuell Missverständnisse geben könnte, die ich hiermit gern aus dem Weg räumen möchte. Ja, es geht mir ein wenig besser. Ich kann wieder normal sehen, kann sogar laufen gehen, meinen Haushalt allein erledigen und lesen. Ich schreibe auch so viel ich kann u.v.m.
Wie geht das?
Seitdem ich dieses Wunder der Medizin nehme – eine Tablette Lorviqua 100mg – bilden sich keine neuen Metastasen mehr. Das Mittel hemmt die Motherfuckers, während das Kortison (Dexamethason 8mg) den Tumor in meinem Kopf schrumpft, sodass die Einschränkung meines Sichtfelds verschwindet. So lange das passiert, geht es mir relativ gut und ich habe ein wenig Lebensqualität zurückgewonnen.
Der Preis bisher
Ich habe einen schmerzhaften Blähbauch, der zu explodieren droht, kann keinen Kaffee trinken und weine im Schnitt zweimal pro Stunde. Ich habe Herzrasen, einen hohen Blutdruck und hohe Blutzuckerwerte und brutale Albträume. Ich habe Angst, nicht mehr aufzuwachen. Alles noch im Rahmen im Vergleich zu den zwei Horrormonaten, die ich zuletzt verlebt habe. Alles ist relativ, der Horror wie die Freude. But don’t be fooled, my friends! Selbst wenn ich noch zwei, fünf oder zehn Jahre damit leben sollte – ICH HABE KREBS IM ENDSTADIUM. Es gibt keine Überlebenschance laut Aussage meiner Onkologinnen des Todes. Natürlich basiert diese Information auf dem heutigen Stand der Medizin. Wer weiß, vielleicht erfindet morgen ein Genie das Wunderheilmittel für alle Krebsarten der Welt und ich komme mit einem blauen Auge davon, aber ich glaube nun mal nicht an den Weihnachtsmann.
Wenn das Medikament aufhört zu wirken, könnte man eventuell auf ein anderes Präparat umsteigen. Aber funktioniert das irgendwann nicht mehr, sieht es düster aus. Dann kann man immer noch auf klassische Chemotherapie und Bestrahlung übergehen, aber auch das ist alles nur palliativ, also lebensverlängernd – nicht heilend.
Ich hatte mich vorher
nie damit beschäftigt, wieso auch. Für die, die es interessiert,
hier eine kleine Tumorklassifikation:
TNM-System
Das TNM-System beschreibt den Tumor anhand von drei Kriterien:
T (Tumor): Größe und Ausdehnung des Tumors am Ursprungsort.
T1–T4: Die Zahl gibt an, wie groß der Tumor ist und ob er angrenzendes Gewebe infiltriert.
T0: Kein Primärtumor nachweisbar.
N (Nodes, Lymphknoten): Ob und wie viele Lymphknoten betroffen sind.
N0: Keine Lymphknoten befallen.
N1–N3: Anzahl und/oder Lage befallener Lymphknoten.
M (Metastasen): Ob der Tumor bereits in andere Organe gestreut hat.
M0: Keine Metastasen nachweisbar.
M1: Es gibt Fernmetastasen.
Stadieneinteilung (Stages)
Auf Grundlage des TNM-Systems wird der Krebs in vier Stadien unterteilt:
Stadium I: Der Tumor ist lokal begrenzt und hat noch keine Lymphknoten oder andere Organe befallen.
Stadium II: Der Tumor ist größer oder tiefer gewachsen, möglicherweise sind Lymphknoten in der Nähe betroffen, aber es gibt keine Fernmetastasen.
Stadium III: Der Tumor hat Lymphknoten weiter entfernt befallen oder ist stark ins umliegende Gewebe eingedrungen.
Stadium IV: Es gibt Fernmetastasen, der Krebs hat sich also auf andere Organe (z. B. Gehirn, Leber, Knochen) ausgebreitet.
Bedeutung der Stadien
Frühstadien (I und II): Oft gute Heilungschancen, vor allem wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann.
Fortgeschritten (III): Therapie ist häufig intensiver (z. B. Chemo, Bestrahlung, evtl. Operation). Heilung ist noch möglich, aber schwieriger.
Endstadium (IV): Meist palliativ, d. h., die Behandlung konzentriert sich darauf, das Leben zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern.
MEINE DIAGNOSE:
Basierend auf den TNM-Daten und den Metastasen meiner Diagnose ergibt sich: TNM: T3/T4 (metastasierter Tumor), N1-N3 (Lymphknoten betroffen), M1 (Metastasen vorhanden). Stadium: IV, also Endstadium des Krebses, was eine palliative Behandlung erforderlich macht.
Im Überlebensmodus direkt zu euch…
Vic Mancini
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