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Vielleicht

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Mit M. telefoniert. Sie ist quasi meine Tochter, wenn ich denn eine hätte. Aber ich wäre ein verdammt schlechter Vater, so lange wie ich sie nicht gesprochen habe. Drei Jahre? Ich musste weinen. Muss ich auch jetzt wieder, wenn ich an das Gespräch denke. Wie kann man sich so aus dem Leben von jemandem rausziehen, für den man so viel empfindet? Ich hätte sie jederzeit anrufen können. Und doch hab ich's nie getan. Eine Nachricht zum Geburtstag – das war's. Vielleicht, weil ich die Mutter zerstört habe. Weil ich schuld bin, dass es ihr so schlecht geht. M. hat mir keine Vorwürfe gemacht. Obwohl sie jeden Grund dazu hätte. Vielleicht ist der Krebs meine gerechte Strafe. Vielleicht soll es so sein. Ist es nicht ein schöner Zufall, dass M., von allen Berufen, den der MTRA gewählt hat? Medizinisch-technische Radiologieassistentin. Tomas Mancini

Gut gemeint ist nicht gleich gut!

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Ich habe einen Brief erhalten. Ich vermute ganz stark, dass es dieselbe Person ist, die mir auch schon die Blumen zum Valentinstag gesendet hat. Denn wie die Rosenkavaleuse hat auch die Versenderin des Schriftstücks keinen Namen hinterlassen. Vielleicht ist es auch ein Mann, aber mein Bauch sagt mir Frau. ICH MAG DAS NICHT! Ich verstehe, dass das gut gemeint ist. Aber es kommt nicht gut an. Vor allem nicht anonym. Das ist nicht lustig, sondern übergriffig und hat was von Stalking. Während die Blumen wenigstens ohne direkte Message ankamen, enthielt der Brief genau die Art von Aussage, die ich im Blogbeitrag Durchhalteparolen kritisiert habe. Beispiele: "Du stirbst nicht. Du LEBST... Du bist jemand, der das Leben LIEBT! ... Du kannst nur kreativ sein, wenn Du das Leben genug liebst, um es verbessern, bereichern zu wollen.... Ja, und das tust Du: Drum sterbe nicht, sondern lebe. Du hast die Kraft in Dir. HEILE.... Liebe hat die höchste Heilkraft." Erneut: ICH MAG DAS NICHT! W...

The past never comes back, but it never goes away

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  Die letzten Einträge klangen hart. Meiner Familie und meinen Freunden gegenüber. Als ob irgendjemand zu irgendetwas verpflichtet sei. Ist niemand. Ich will lediglich selbst bestimmen, wo ich beerdigt werde und was mit meinem geisten Eigentum passiert. Mehr Leute als sonst haben mich auf A friend in need is a friend indeed angesprochen. Nicht nur, weil es sie an die Zeit erinnerte, als wir auf Partys und in Clubs im Rhein- Main- Gebiet zum Song von Placebo tanzten. Sondern auch, weil sie die Freunde – oder besser: die Menschen allgemein – in Schutz nahmen, als ob ich sie verurteilen wollte. Falls das so rüberkam, will ich das revidieren. Jeder soll tun und lassen, was er will. Wenn jemand keine Zeit für mich hat, kann ich damit leben. Echt jetzt. Wenn Dinge unüberlegt gesagt werden – passiert. Ich bin selbst meilenweit davon entfernt, unfehlbar zu sein. Ich muss nur aufpassen. Wenn mich etwas zu sehr berührt, gar fertig macht, können die Metastasen sprießen. Für mich ist das kei...

A friend in need is a friend indeed

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„ Alone“, Oropa 2019. Fotografie von Marco Canova ( Premio Biellese). Foto aufgenommen während der Ausstellung, Mai 2025.   Eine Freundin schreibt mir, sie sei neidisch darauf, dass ich bald abdanken könne. Eine Ex-Kollegin möchte sich mit mir über ihre zukünftige Stelle unterhalten,  jetzt, wo ich nicht mehr unterrichten kann – was ich wirklich vermisse. Aber ich wiederhole mich. Ein Freund hat keinen mentalen Platz mehr für mich. Er schreibt mir solche Nachrichten: " Hey much have leider Plane" und versteht nicht, warum es mich enttäuscht, dass er keine zehn Sekunden mehr für mich zu haben scheint, eine ordentliche Nachricht zu schicken. Die Begründung? Die Autokorrektur seines Iphones. Weil Englisch per default eingestellt ist. So fucking what? Ich habe drei languages eingestellt. Mir passiert das nie. Warum hat er keine Zeit bzw. mentalen Platz mehr für mich? Weil er immer und ständig über Businessideen nachdenken muss, sogar nachts. Und dann erzählt er mir davon. Drei S...

The Tenenbaums at their best

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Man kann sich seine Familie ja bekanntlich nicht aussuchen. Will ich auch gar nicht. Ich mag meine Pappnasen so, wie sie sind. Also wenn's nach dem geht, was in einem das Blut pumpt - bei mir bald nicht mehr. Das pumpt in meiner Familie heftig und das Blut kocht dann gerne mal über. Leider sind sie in manchen Dingen einfach nicht besonders clever - allesamt. Und das macht es anstrengend. Meine Mutter - eine Zicke sondergleichen, ordentlich am Austeilen und verdammt schlecht im Einstecken. Ich übrigens auch. Ich möchte aber nicht so weit gehen zu behaupten, dass ich es von ihr habe. Genug Küchenpsychologie, die gleich folgen wird. Mein Vater - da geht, wie bereits des Öfteren erwähnt, nicht mehr viel. Es ist eine Art gemeinsames Warten auf sein Ende, was mich schon wieder zum Weinen bringt. Andauernd. Aber die Situation macht es auch für alle Beteiligten ungemein schwer. Allen voran meine Mutter, die twentyfour/seven mit ihm zusammen ist und kaum noch zur Ruhe kommt. Die Arme kann n...

Kommentarlos

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Mir geht’s nicht so gut, wie ich gerne tue. Ich würde gerne anderes verkünden. Aber wenn ich im Blog nicht ehrlich sein kann – wo dann? Gleich kommt mein Bassist, um aufzunehmen. Da muss ich wieder performen. Und damit meine ich nicht das Aufnehmen an sich, sondern wie es mir tatsächlich geht. Dieses Verheimlichen ist anstrengend, zusätzlich belastend. Aber für manche ist der Anblick meiner misslichen Lage zu viel, und deshalb trage ich diese Extra- Last selbst. Da geht kein Weg dran vorbei. Selbst wenn sie anderes behaupten – ich glaube ihnen nicht. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie belastend es für euch sein muss, die ihr mit mir zu tun habt. Direkt oder indirekt. Wenn ich in eurer Haut stecken würde, wäre ich wahrscheinlich längst geflüchtet. Würde mich ghosten. Oder den Kontakt auf ein Minimum runterschrauben. Hält ja keine Sau aus. Das Aufnehmen macht mir natürlich Spaß. Ich freue mich auf das Ergebnis – falls die Songs je zu einem Ende finden. In diesem Tempo wird das nich...

Das alles und noch viel mehr

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Ich bin müde. Die letzten Tage stecken mir in den Knochen. Ich hatte Besuch aus Bielefeld. Mein Drummer J. – ich nenne ihn immer noch so, obwohl unsere Zeit in der Band schon vor meiner Krankheit endete. Aus räumlichen Gründen. Die Entfernung zwischen Berlin und Bielefeld machte regelmäßige Proben auf Dauer unpraktikabel. Und als dann noch der Nachwuchs kam, mussten die Atombomben endgültig weichen. War auch gut so – weil selbstgewählt. Heute könnte ich keines unserer Lieder mehr singen, selbst wenn ich wollte. Die Lunge würde nicht mehr mitmachen. Bei dem Gedanken muss ich weinen, wie ein Macho, den man der Männlichkeit beraubt hat. Nie wieder im Proberaum unsere Songs spielen, nie wieder neue mit ihnen schreiben, nie wieder auftreten. Solche Sätze haben immer etwas Endgültiges. Und da in meinem Leben jeder Abschied final sein kann, fließen Tränen – wie heute, am Bahnhof. Wer weiß, ob wir uns nochmal wiedersehen. Ich versuche, an den schönen Erinnerungen festzuhalten. Wie oft habe ich...

Habemus Papam Americanum

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Nach Trump und Musk nun der dritte Wichser vor dem Herrn? Produziert die USA womöglich Arschlöcher am Fließband? Man könnte meinen, sie verfolgten die zentralisierte Steuerung des Planeten USA, später dann noch Mars- USA. Und dann noch China, die dagegenhalten. Warum widern mich nur alle so an? Russland, China, die USA – alle widerlich! So wie Europa einst widerlich war, als es noch Macht hatte und die anderen unterdrückte und kolonisierte. Nun hat Europa keine Bedeutung, nichts mehr zu melden, was schlecht ist für den Frieden und die Freiheit. Aber ist es nicht ironisch, dass Länder erst dann sympathischer werden, wenn sie machtlos dastehen? Ein Land gibt seine Macht nach und nach ab, indem es Gruppen aus ihrem Joch befreit und damit schwächt es sich selbst auf internationaler Bühne. Wie traurig, dass wir immer noch in einer Dog- eat- dog- Welt leben, umgeben von raffgierigen Machos und Rassisten. Wieso können nicht alle progressiv, freiheitlich und sozial sein, ähnlich den skandinavi...

Gutefrage.net - AMA Blickwechsel

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Los geht's. Jetzt beantowrte ich LIVE Fragen online. Wer hätt's gedacht? Lungenkarzinomierte Grüße aus dem World Wide Web V. M.

Mein ständiger Begleiter

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Ich bin wieder da. In Berlin meine ich. Zwar wieder einsam - ohne meine Freunde und die Berge, die mich mehr als einmal zum Weinen brachten - aber auch in meiner gewohnten Umgebung. Die Ruhe ist eine andere - das Vorbeirauschen der Autos auf der Karl-Marx-Allee; das trötende und dadurch nervtötende Schnäuzen meines widerlichen Nachbars unter mir, der die Polizei ruft, wenn ich sonntags um 16 Uhr staubsauge; der Fernsehturm statt Bergkulisse. Aber ich bin für mich, kann in der Stille meiner vier Wände denken, schreiben, sterben. Das Sterben ist mein ständiger Begleiter. Keine Sekunde vergeht, in der ich nicht denke, dass es die letzte sein kann. Bin ich unter anderen, gelingt es mir abzuschalten und mich zeitweise abzulenken. Aber es fühlt sich auch fake an. Es ist ungefähr so, wie es sich anfühlen muss, wenn die betrogene Ehefrau von den Seitensprüngen ihres Mannes weiß und gute Miene zum bösen Spiel macht. Es strengt mich auch an, nicht vom Tod zu sprechen. So zu tun, als wäre er nic...

Manchmal ist alles gut, wenn die richtigen Freunde dabei sind

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  Lora Zepam ist meine neue Freundin. Sie setzt da an, wo ich mir sonst nicht mehr anders zu helfen weiß. Und das Bizzeln in den Zähnen, diese Mini-Elektroschocks beim Zusammenbeißen, hört auf. Easy as that. Eine Tablette und der ganze Scheiß hat ein Ende. Ich habe keine Kraft mehr gegen die potentesten Nebenwirkungen anzukämpfen. Wozu auch? Es geht ja sowieso nur noch darum, mein Leben zu verlängern. Währenddessen versuche ich einigermaßen zu genießen. Seit Dienstag bin ich im Nordwesten Italiens. Um genauer zu sein, in Biella, einer Kleinstadt in den Alpenausläufern. Ich bin hier bei Freunden. Mir geht's gut. Ich habe eine recht ordentliche Wanderung nach Oropa gemacht, einem Wallfahrtsort für Pilger. Ich liebe es zu diesem Ort zu wandern. Schon früher bin ich oft dort gewesen. Die Kulisse überwältigt mich jedes Mal. Vor vielen Jahren zum ersten Mal, dann immer wieder, einmal sogar mit E. Ich habe körperlich durchgehalten, aber es waren auch nur wenige Höhenmeter. ...